Das 26. Werdauer Stadtfest ist trotz des wechselhaften Wetters ein Erfolg gewesen. Die Veranstalter vom Gewerbeverbund zählten von Freitag bis Sonntag um die 20.000 Besucher.
Von Thomas Michel
Werdau - Melanie Müller, die ehemalige Dschungelkönigin, spannte am Samstagnachmittag ihre Fans in Werdau ein bisschen auf die Folter. Ihr Auftrittstermin auf dem Stadtfest rückte immer näher, doch von ihr war weit und breit nichts zu sehen. Ron Mittag vom Gewerbeverbund blieb aber betont gelassen. „Ich wusste, dass sie aus Mallorca geflogen kommt. Wir waren per Handy immer in Kontakt“, erklärte er. Trotzdem war ihm die Entspannung anzusehen, als Melanie Müller endlich auf der Bühne stand und erst einmal über ihre Stimmung sprach. „Ich hatte lange keinen Auftritt mehr bei Tageslicht“, meinte die gebürtige Leipzigerin und bestellte bei Stadtfestmoderator Carsten Riedel erst einmal ein Bier.
In der Zwischenzeit huschten einige Kinder auf die Bühne, nachdem Melanie Müller sich spontan einen „Kinderchor“ an ihrer Seite gewünscht hatte. Sie gab eine Reihe ihrer „Ballermann“-Hits zum Besten. Und vor der Bühne standen die Stadtfest-Besucher ziemlich dicht beieinander. „Es war nicht einfach, so einen Star wie Melanie Müller nach Werdau zu bekommen“, sagte Ron Mittag sichtlich zufrieden. Nach ihrem Gastspiel widmete sich die ehemalige Dschungelkönigin noch einige Zeit ihrem Publikum, verschwand dann in Richtung Berlin.
Bis dahin blieben die Himmelsschleusen dicht, sodass sich am Samstagnachmittag auf dem Marktplatz zeitweise Tausende Leute tummelten. „Mit Ausnahme der kurzen Schauer am Samstagabend und am Sonntag hatten wir mit dem Wetter richtig Glück gehabt“, meinte Ron Mittag und sprach von 20.000 Stadtfestbesuchern. Bereits am Freitagabend strömten Hunderte auf den Markt, wo Oberbürgermeister Sören Kristensen (Unabhängige Liste) gemeinsam mit Gewerbeverbund-Chef Rigo Reuter das Stadtfest offiziell eröffnete. Für den Bierfassanstich brauchte das Stadtoberhaupt gerade einmal zwei Schläge, sodass das auf Freibier wartende Publikum schnell zu seinem Gerstensaft aus einer Zwickauer Brauerei kam.
„Es war nicht einfach, so einen Star wie Melanie Müller nach Werdau zu bekommen.“ Ron Mittag vom Gewerbeverbund
Auf der Marktbühne sorgten dann die vier Musiker von „Happy Feeling“ für die passenden Rhythmen, während sich auf der Partybühne auf dem Kirchplatz die DJs zeitweise förmlich die Seele aus dem Leib schrien. „Die Variante mit den zwei Bühnen und deren Standorten hat sich als die richtige Lösung herausgestellt“, sagte Ron Mittag. Vor allem in den späteren Abendstunden am Freitag und am Samstag versammelten sich vor der Kirche vorrangig die jungen und jung gebliebenen Stadtfestbesucher.
Mindestens einer ließ sich von dem ganzen Trubel auf dem Marktplatz weniger stören: Chance McGee. Der aus Texas (USA) stammende Straßenkünstler hatte im Bereich des einstigen Künstlercafés sein Zelt aufgebaut und fertigte von willigen Festbesuchern Karikaturen an. „Das habe ich noch daheim in den USA gelernt, bevor ich 2013 nach Deutschland gekommen bin und inzwischen an jedem Wochenende auf einem anderem Stadtfest bin“, sagte Chance McGee und betonte, dass ihm solche kleineren Feste wie hier in Werdau besser gefallen als die großen Veranstaltungen in den Großstädten. Der US-Boy malte sich schon am Freitagabend beinahe die Finger wund. „Das ist ein Phänomen: Wenn einer bei mir auf dem Stuhl sitzt, kommen Zuschauer und wollen dann auch ein Bild“, erzählte der Straßenkünstler.
Foto: Thomas Michel
Freie Presse / Zwickauer Zeitung / 19. September 2022