Ob Stadtschreiber, Trabi-Fahrer oder Bergmann – die Mauritius-Männeln, die die Zwickauer Brauerei jedes Jahr zur Eröffnung der Winterbier-Saison herausbringt, haben immer einen Bezug zur Region. Aber wieso sieht das diesjährige so anders aus als das Original?
Von Viola Martin
Zwickau - Wenn in gut sechs Wochen die Adventszeit beginnt und die Wohnungen wieder weihnachtlich dekoriert werden, dann steht in einigen ein Räuchermann mit Taktstock. Schließlich hat die Zwickauer Mauritius Brauerei gerade zum Start in ihre Winterbier-Saison einen „Zwickauer Gewandhaus-Dirigenten“ herausgebracht. „Er ist die Nummer 16 in unserer einzigartigen Räuchermannparade“, sagt Mauritius-Sprecherin Kathrin Seyfert und verrät, dass die Noten unter dem Titel „Zwickauer Gewandhaus-Sinfonie“, die das Männchen in der Hand hält, ein Auszug aus dem Nachtstück op. 23 von Robert Schumann sind.
Wie die Brauerei nach Figuren wie Stadtschreiber, Trabifahrer und Bergmann ausgerechnet auf den Zwickauer Gewandhaus-Dirigenten gekommen ist? „Das Männel haben wir dem Zwickauer Gewandhaus gewidmet, das nach seiner Sanierung kürzlich wieder eröffnet wurde“, sagt Kathrin Seyfert. „Die Mauritius Brauerei engagiert sich seit mehr als 20 Jahren im Theater-Förderverein. Vielleicht tragen wir mit dem Räuchermann ja ein bisschen zur Popularität des Theaters bei und animieren unsere Kunden, wieder mal ins Theater zu gehen.“
Einer der ersten, der das neue Männel erhielt, war Leo Siberski, der aktuelle Generalmusikdirektor des Theaters Plauen-Zwickau. „Ich habe mich sehr darüber gefreut, finde es eine tolle Idee“, sagt er. „Es ist doch schön, dass Dirigenten nicht nur durch ,Me Too‘ ins Gespräch kommen oder wenn eine Frau den Taktstock schwingt. Vielleicht bewegt der Räuchermann einige, selbst eines unserer Konzerte zu besuchen oder im Advent klassische Musik zu hören.“
Eine Ähnlichkeit zwischen dem Männel und dem aktuellen Gewandhaus-Dirigenten sei von Anfang an nicht beabsichtigt gewesen. „Schließlich geht es hier mehr um Symbolik, wird die Stelle ja über die Jahre immer mal wieder neu besetzt“, informiert die Brauerei auf Anfrage. So ist die gleiche Haarfarbe eher Zufall. „Für mehr Ähnlichkeit müsste ich mir noch einen Schnurrbart wachsen lassen“, scherzt der Künstler. „Und Rauchen wie ein Räuchermann werde ich auch künftig nicht.“
Für Henry Klüglich, dem Vorsitzenden des Theaterförderverein „Caroline Neuber“ ist mit dem Mauritius-Räuchermann in Form des Gewandhaus-Dirigenten ein langjähriger Wunsch in Erfüllung gegangen, wie er sagt. „Ich finde das super. Schließlich ist die Brauerei über unseren Förderverein eng mit dem Gewandhaus verbunden.“ Auch er hofft, dass die Figur den einen oder anderen animiert, mal in ein Konzert der Clara-Schumann-Philharmoniker des Theaters Plauen-Zwickau zu gehen, deren Generalmusikdirektor Siberski ist. Und die Pressesprecherin des Theaters, Carolin Eschenbrenner sagt: „Wir empfinden es als große Wertschätzung des Theaters und auch der Arbeit unseres aktuellen Generalmusikdirektors Leo Siberski sowie ein Zeichen für dessen Popularität, dass es nun einen Räuchermann in Form eines Gewandhausdirigenten gibt. Er wird sicher eine gute Werbung für das Theater sein, insbesondere für das frisch sanierte Gewandhaus.“
Die Mauritius-Räuchermännchen sind echte erzgebirgische Volkskunst. Sie werden in der Drechslerei Kuhnert in Rothenkirchen mit einer Auflage von jährlich 3000 bis 4000 Stück gefertigt, sind inzwischen zu begehrten Sammelobjekten geworden. Der Gewandhaus-Dirigent ist bereits die 16. Figur. Bekommen kann man ihn seit diesem Monat und noch bis März für 100 blaue Winterbierkorken.
Foto: Mario Dudacy
Freie Presse, Zwickauer Zeitung, 15.10.2021